Qualität hat viele Facetten

Vorträge des Summercamps 2019 Schmerlenbach

Auch Wegwerfen ist Arbeit: Das 10. GQMG-Summercamp im Tagungshaus Kloster Schmerlenbach brachte unter Leitung von Dr. Stefan Pilz und Dr. Markus Holtel wieder gut 30 Experten aus Qualitäts- und Risikomanagement von Kliniken, Beratungsunternehmen und Verbänden in einer offenen und kommunikativen Atmosphäre zusammen.

Dr.-Ing. Benedikt Sommerhoff (DGQ) provozierte in seiner Keynote an die Teilnehmer des GQMG-Summercamps 2019 mit seinen Thesen zum agilen QM im Gesundheitswesen. Nicht Methoden sollten im Mittelpunkt des Qualitätsmanagements stehen. Viel wichtiger sei es, die richtigen Fragen zu stellen: Welche Werkzeuge und Dokumente des QM tragen wirklich zu guter Arbeit bei? Was wird an Änderungen tatsächlich benötigt, was braucht man nicht mehr und kann rausgenommen werden? Nicht Verfahrensanweisungen oder Arbeitshilfen, sondern Mitarbeiter seien der entscheidende Hebel, um Qualität zu fördern.
Dr.-Ing. B. Benedikt Sommerhoff: Methoden des agilen QM

Die ethischen Konsequenzen von Big Data und Künstlicher Intelligenz in medizinischen Anwendungen zeigte Prof. Dr. Marcello Ienca (ETH Zürich) auf. Er formulierte Voraussetzungen für eine ethisch vertretbare Entwicklung von Digitalisierung, unter anderem kooperative Modelle für die Datenkontrolle und die Stärkung des Vertrauens in Experten und Institutionen.
Dr. sc. Med. Marcello Ienca: Ethische Herausforderungen im Zeitalter von Big Data und Künstlicher Intelligenz

Dr. Markus Holtel (KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge) ging der Frage nach, wie sich ein Krankenhaus auf eine Großschadenslage vorbereiten kann, in der plötzlich eine große Patientenanzahl ins Haus strömt. Ergänzende Beiträge aus dem Plenum zeigten, wie empfindlich die technischen Einrichtungen einer Klinik auf Stromausfälle reagieren können.
Dr. med. M. Holtel: Aus der Schublade - Konzepte für die Großschadenslage
Prof. Dr. Dr. R. Petzina: Unerwarteter Stromausfall an einer Uniklinik - Lehren für die Patientensicherheit

Für weiteren regen Austausch sorgte die GQMG-Arbeitsgruppe Kennzahlen und externe Qualitätsvergleiche. Anhand von Erfahrungen und Best Practice-Beispielen aus mehreren Klinikunternehmen berichtete sie, wie sich Daten aus der externen Qualitätssicherung intern für eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung nutzen lassen.
Dipl.-Inform. Med. Susanne Rode, Dipl.-Inform. Med. Burkhard Fischer: Gesetzliche Grundlagen und zukünftige Planung im Rahmen der (externen) QS
Inge Mayer: Externe Qualitätssicherung Umsetzung im KMB
Dr. Susanne Eberl: Von Monitoring und Steuerung medizinischer Qualität - Berichtsformat zur internen Kommunikation und Qualitätsverbesserung

Abgerundet wurde das facettenreiche Programm des Summercamps mit einem Konzept für das digitale Krankenhaus, das Burkhard Fischer (KGNW) zur Diskussion stellte.
Dipl.-Inform. Med. Burkard Fischer: Masterplan - strategisches Innovationsmanagement. Was können wir vom Qualitätsmanagement lernen?

Am Freitag schauten sich die Arbeitsgruppen bei der „Reise nach Jerusalem“ gegenseitig in die Karten. Jede AG hatte die Möglichkeit, in 15 Minuten ihre Ziele und aktuellen Arbeitsthemen vorzustellen, bevor die Interessierten an den nächsten Tisch wechselten.

Dazwischen gab es viel Zeit für die intensive Arbeit der GQMG-Arbeitsgruppen (zu Kennzahlen, Risiko- und Prozessmanagement sowie Kommunikation), für Vertiefung und persönlichen Austausch. Deutlich wurde dabei auch, dass durch den zunehmenden Einfluss des G-BA auf das Qualitäts- und Risikomanagement (Stichwort Personaluntergrenzen, MDK-Prüfung etc.) die politische Dimension der Diskussion immer größer wird und auch die Fachgesellschaft gefragt ist hier Position zu beziehen.

Die AG Kommunikation im Qualitäts- und Risikomanagement arbeitete weiter an der Arbeitshilfe „Kommunikation bei Beschwerden“. Sie soll Mitarbeitern Werkzeuge im direkten Umgang mit Beschwerdeführern bieten. Zusätzlich hat die AG einen ersten deutschsprachigen Lehrfilm über SBAR vorbereitet, der in Kürze produziert werden kann. Im Summercamp entstand ein erstes Drehbuch.

Das Programm gibt weitere Informationen.