Unglückliche Qualitätsmanager an der Zeitenwende

Erfolgreiche virtuelle Jahrestagung der GQMG

Ingenieure haben das Qualitätsmanagement geprägt und ihr Verständnis von Strukturen und Prozessen in die Medizin getragen. Heute sind die Qualitätsmanager in der Gesundheitsversorgung unglücklich mit der formalistischen Entwicklung ihres Fachs und halten einen Sinneswandel für dringend erforderlich. Das zeigte sich jetzt deutlich auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG) unter dem Motto „Good Morning Quality! Zeitenwende im QM?”. Die Veranstaltung wurde in Corona-Zeiten erstmals virtuell durchgeführt, zog aber in diesem Format noch mehr Teilnehmer an als in früheren Jahren.

Vorsitzender Prof. Dr. Jens Maschmann eröffnet die virtuelle Tagung

Oliver Steidle stellt die „AG Digitalisierung und Qualitätsmanagement“ vor

Das Stichwort einer dringend erforderlichen „Zeitenwende im QM“ verbalisierte das Unbehagen vieler Praktiker aus der Gesundheitsversorgung mit ihrem Fach. Qualitätsinstrumente seien vom Mittel zum Zweck des QM geworden. Vertrauen in die Akteure der Gesundheitsversorgung fehle. Referenten und Teilnehmer bedauerten kleinteilige, bürokratische Vorgaben, die insbesondere in der Pflege immensen Arbeitsaufwand  und erhebliche Fehlsteuerung auslösen, und das bei fraglichem Nutzen. Vera Lux, Stellvertretende Vorsitzende der GQMG und Pflegedirektorin der Medizinischen Hochschule Hannover, veranschaulichte die täglichen Herausforderungen für Führungskräfte in der Pflege. Der Beitrag der üblichen Zertifizierungsverfahren an einem neuen Denken im medizinischen Qualitätsmanagement wurde erstaunlich positiv gewertet. Die Feminisierung der Medizin und ein größerer Einfluss der Pflegeprofession in den Gremien ließen sich als Antreiber für eine Veränderung der Grundhaltung diskutieren.

QM könne über die Optimierung von Ressourcen und die Einhaltung von QS-Kennzahlen hinausgehen. Es könne Mitarbeiter unterstützen und ihren empathischen Umgang mit Patientinnen fördern. Es könne Motor für die Unternehmenskultur sein, neben der Empirie auch der Empathie Raum geben. „Es muss auch Felder der Opulenz geben“, fasste es Dr.-Ing. Benedikt Sommerhoff, Leiter Innovation & Transformation der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ), zusammen. Dipl.-Wirt.-Ing. Carsten Thüsing, Abteilungsleiter Qualitäts- und klinisches Risikomanagement bei den Kliniken der Stadt Köln, und Martin Egerth, Process Manager Beyond Aviation und Senior Human Factors Expert der Lufthansa Aviation Training Switzerland, zeigten am praktischen Beispiel die Bedeutung von Mitarbeiterinnen für die hohe Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung. Es wurde deutlich, dass die Gestaltung der Unternehmenskultur eine sinnvolle, sogar eine notwendige Investition ist. Der lebhafte Chat in der virtuellen Veranstaltung zeigte, dass das Thema einen Nerv traf.

In einer Abstract-Session präsentierten sich Best-Practice-Projekte des Qualitätsmanagements von Kliniken aus allen Himmelsrichtungen der Republik. Die Referenten stellten unter anderem den Digitalen Kummerkasten am Universitätsklinikum Dresden, Sicherheitstrainings für Kliniker an der Universitätsmedizin Essen sowie Aspekte der Patientensicherheit beim Umzug in den Neubau des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein vor. Über den Best-Abstract-Preis der GQMG kann sich Dr. Susanne Eberl, Leiterin Qualitätsvergleiche, Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement der Sana-Kliniken, für die Sepsis-Initiative ihres Unternehmens freuen.

Auch die AGs der GQMG nutzten die Gelegenheit, sich dem Auditorium zu präsentieren und ihre aktuellen Arbeitsthemen und -ergebnisse vorzustellen. Das umfasste unter anderem ein Positionspapier zur Patientinnenperspektive, eine Praxisempfehlung für Klinisches Risikomanagement, Vorschläge zu beherrschten Prozessen und Arbeitshilfen zur Kommunikation. Die neue „AG Digitalisierung und Qualitätsmanagement“ unter Leitung von Dipl.-Betriebswirt Oliver Steidle, Stabsstelle Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement des Universitätsklinikums Essen, stellte sich vor. Und überdies gibt es bei der GQMG Vorbereitungen zu einer eigenen AG für Qualitätsmanagement in der Lehre unter Leitung von Prof. Dr. Vogeser, Institut für Laboratoriumsmedizin der LMU München.

Prof. Dr. Jens Maschmann, GQMG-Vorsitzender und Vorstand der Universitätsklinik Würzburg, zog ein positives Fazit der Veranstaltung, die 2021 unter ungewöhnlichen Umständen stattgefunden hat. Trotz des distanzierten, virtuellen Formats sei eine bemerkenswert lebhafte Diskussion aufgekommen. In den virtuellen „Pausenräumen“ konnten die Teilnehmer im kleineren Rahmen sogar einen persönlichen Austausch pflegen. Auch das Feedback der Teilnehmer fiel durchweg positiv aus. Drei weitere virtuelle Veranstaltung folgen als kurze Post-Conference-Sessions in den nächsten Wochen. Dennoch hofft die GQMG bei ihrer nächsten Veranstaltung, dem Summercamp vom 7. bis 9.10.2021, wieder auf ein persönliches Treffen.

 

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Kontakt und weiterführende Informationen:

  • Dr. Markus Holtel, Beisitzer im Vorstand/Ressort Öffentlichkeitsarbeit
    Geschäftsführender und Ärztlicher Direktor, KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge
    markus.holtel@krh.eu, Telefon: +495032881132

 

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